Sie sind Avantgardisten und stehen als Sinnbilder für das kulturelle und identitäre Selbstbewusstsein ihres Heimatlandes Ungarn: Zoltán Kodály und Béla Bartók. Gemeinsam leisteten sie musikethnologische Pionierarbeit, indem sie alte Volksmusik aus bäuerlichen Traditionen aufzeichneten, sammelten, systematisierten und letzten Endes zur Grundlage ihrer Kompositionen machten. In der sog. „Nationalmusik“ des ländlichen Brauchtums nimmt – neben den Volksliedern – der „Tanz“ eine zentrale Position ein: Der „Tanz“ bzw. das „Tänzerische“ als künstlerischer Ausdruck spiegelt in aller Regel nicht nur die musikalische Identität von Ethnien, Volksgruppen und Minderheiten wider, sondern dient auch der Vermittlung innerhalb des gesellschaftlichen Kollektivs. Die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach bringt unter der musikalischen Leitung von Philipp Haag die „Tänze aus Galanta“ von Zoltán Kodály und die „Rumänischen Volkstänze, Sz. 56“ von Béla Bartók in einem Arrangement für Mandoline zur Aufführung. Als Solist konnte Avi Avital gewonnen werden, der als „Artist in Residence“ auch das für Mandoline umgeschriebene „Violinkonzert d-Moll, BWV 1052R“ von Johann Sebastian Bach spielen wird. Nicht nur für Bach, sondern auch für seine Zeitgenossen war es üblich, sowohl eigene Werke als auch solche anderer Komponisten für bestimmte Zwecke und Gelegenheiten zu verwenden und einzurichten. Der Musikwissenschaftler und Bachforscher Wilhelm Rust konnte im 20. Jahrhundert den Nachweis erbringen, dass mehrere Cembalokonzerte Bachs auf verschollene Konzerte für andere Solo-Instrumente zurückgehen. Durch Rust kam ans Licht, dass das „typischste“ Cembalokonzert Bachs, jenes in d-Moll, ursprünglich wohl für die Violine konzipiert war.
Sowohl Paul Dukas‘ als auch Richard Strauss‘ Tondichtungen gelten als Musterbespiele symphonischer Programmmusik im Rahmen der spätromantischen Klangästhetik. Dukas‘ ließ sich zu seinem Scherzo „Der Zauberlehrling“ von der gleichnamigen Ballade Johann Wolfgang von Goethes inspirieren: Erzählt wird von einem Zauberlehrling, der von seinem Meister die Aufgabe erhält, einen Wasserzuber für ein Bad zu füllen. Hierbei versucht der Zauberlehrling seine Zauberkunst – unerlaubt und in Abwesenheit seines Meisters. Der geradlinigen Handlungsführung von Goethes Text entsprechend beschränkt sich Dukas auf vier Themen bzw. Motive, um daraus die klangliche, rhythmische und phantasievolle Vielfalt dieses Meisterwerkes „hervorzuzaubern“. Bei „Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28“ von Richard Strauss handelt es sich wohl um die einzige selbsterklärende Tondichtung der gesamten Orchesterliteratur, die sich mit der Erzählung vom frechen und kompromisslosen Till Eulenspiegel befasst. Als Held der mittelalterlichen Schelmengeschichten setzt er in verschiedenen Episoden den sog. Schildbürgern zu und wird schließlich von einem Gericht zum Tode verurteilt. Ursprünglich hatte Richard Strauss geplant, den Stoff rund um Till Eulenspiegel für eine weitere Oper zu nutzen; allerdings blieb es nur bei Entwürfen zum ersten Akt. Statt einem Libretto für eine projektierte Oper mit dem Titel „Till Eulenspiegel bei den Schildbürgern“ komponierte Richard Strauss 1895 die Tondichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche; nach alter Schelmenweise in Rondeauform; für großes Orchester gesetzt“. Nicht nur Dukas‘ „Zauberlehrling“, sondern auch Strauss‘ „Till Eulenspiegels lustige Streiche, op. 28“ erklingen im Rahmen dieses Sinfoniekonzerts in einer besonderen Bearbeitung für Bläser, arrangiert von Andreas N. Tarkmann.
Um 19 Uhr findet eine Konzerteinführung statt.
Karten sind auch noch an der Abendkasse erhältlich.