Der Komponist Paul Hindemith hinterließ der Nachwelt mit seiner Symphonie „Die Harmonie der Welt“ ein musikphilosophisches Monumentalstück, das als ein sogenanntes „Bekenntniswerk“ in die jüngere, moderne Musikgeschichte einging. Sie entstand 1951, wurde 1952 in Basel uraufgeführt und ist eng mit der gleichnamigen Oper verknüpft. Den Titel des Bühnenwerks entlehnte Hindemith der berühmten Schrift Johannes Keplers, den 1618 veröffentlichten „Fünf Büchern zur Harmonik der Welt“. Die Handlung der Oper folgt Lebensstationen des Astronomen und endet mit der Darstellung seiner „Weltharmonik als Sphärenmusik“ auf der Bühne.
Konzertbesucher erleben am 3. November 2022 im Kulturhaus Gotha (20.00 Uhr) und am 4. November 2022 im Landestheater Eisenach (19.30 Uhr) somit das Konzert zum Spielzeitmotto „Harmonie(n) der Welt“. Zugleich ist es eine Einladung, gemeinsam mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach in den musikalischen Sternenhimmel zu blicken.
In der Figur Johannes Keplers spiegelte sich der Komponist Paul Hindemith selbst; aus einem tiefen Gefühl der inneren, ideellen Verwandtschaft zur moralisch-ethischen Ernsthaftigkeit heraus betrachtete er ihn als Bruder im Geiste. Keplers Versuche, Verbindungen zwischen den in den Strukturen von Klängen bestehenden mathematischen Proportionen und den ausgewogenen Verhältnissen zwischen Planetenumlaufbahnen im Kosmos herzustellen, sprachen Hindemith insofern in hohem Maße an, als er selbst ein universelles musikalisches System konzipiert hatte, das auf grundlegenden akustischen Prinzipien basierte. „Hindemith wollte dem Genie Kepplers mit einer kompositorischen Leistung gerecht werden. Statt musikalischer Einheiten hat der Komponist Gebilde erschaffen – Gebilde vergleichbar mit dem Blick in einen voll erleuchteten Sternenhimmel.“, fasst es Chefdirigent Markus Huber zusammen.
Wer in den Sternenhimmel schaue, sehe zunächst auch nur strahlende Punkte auf dunklem Grund, so Huber. Erst durch genauere Betrachtung nimmt die scheinbar wahllose Anordnung der Sterne eine konkrete Ordnung an. Man erkennt Sternenbilder, Planeten, Fixsterne und die Milchstraße. „So ähnlich verhält es sich mit der Partitur Hindemiths! Durch einen langen Blick in seinen Kosmos erkennt man immer detailliertere Bilder, Formen und Konstellationen. Es ist ein filigranes Werk, einerseits kammermusikalisch, andererseits monumental wie das Universum. Ein sehr gutes Werk, dass weltweit viel zu selten gespielt wird.“
Ein weiteres Stück „Welt-Musik“ hinterließ auch Ludwig van Beethoven mit seinem Konzert für Violine D-Dur op. 61. Es verkörpert die „klassische“ Periode des Meisters und selbst nach über 200 Jahren nach seiner Entstehung inspiriert es die Solistinnen und Solisten stets aufs Neue zu bisweilen sogar kontrovers diskutierten Interpretationen – die Beliebtheit des Violinkonzerts beim Publikum ist bis heute ungebrochen. Eine solche Wertschätzung genoss Beethovens Violinkonzert allerdings erst, nachdem der Geiger Joseph Joachim in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts als Fürsprecher des Werkes dessen einzigartigen Rang allgemein anerkannt gemacht hatte.
Als Solist zu Gast ist Jonian Ilias Kadesha. Der junge Geiger hat griechisch-albanische Wurzeln und lebt in Berlin. Er spricht nicht nur Griechisch, Albanisch, Deutsch und Englisch, sondern hat auch ein ausgeprägtes Interesse für Philosophie und Rhetorik. Sein Spiel zeichnet sich durch stilistische Treffsicherheit in der Interpretation früher bis hin zu zeitgenössischen Werken sowie Genauigkeit in der Artikulation aus. Mit grenzenloser Klangfantasie ist Kadesha immer auf der Suche nach Neuem. Er ist Preisträger beim Deutschen Musikwettbewerb, Windsor International und dem Leopold Mozart Violinenwettbewerb. Als Privatleihgabe spielt Kadesha eine Violine von Giovanni Battista Guadagnini (1749).
Zum Konzert im Kulturhaus Gotha findet um 19.00 Uhr eine Einführung im Kulturhaus Gotha mit dem Chefdirigenten Markus Huber statt, in Eisenach beginnt diese Konzerteinführung um 19.00 Uhr im 1. Rangfoyer.