Die Kinderoper entstand für einen Wettbewerb, der vom tschechoslowakischen Ministerium für Schulwesen und Volksbildung im Jahr 1938 ausgeschrieben wurde. Das Werk wurde zwar für den Wettbewerb eingereicht, dieser fand jedoch aufgrund der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch das nationalsozialistische Deutschland nicht mehr statt. Die für verloren gehaltene Partitur der „Prager“ Version wurde im Jahr 1972 überraschenderweise im Nachlass von Jaroslav Jindra, dem Hauptorganisator und ehemaligen Schriftführer und Archivar der „Gesellschaft für Musikerziehung Prag“, die von 1934 bis 1951 existierte und in der Zwischenkriegszeit das anerkannte Zentrum der tschechoslowakischen Musikpädagogik war, gefunden und der Gedenkstätte Theresienstadt übergeben.[1]

Im Juli 1941 wurde der 50. Geburtstag von Otto Freudenfeld (1891–1944), Direktor des Prager jüdischen Waisenhauses in der Belgická Straße, begangen, an dem verschiedene Künstler und Künstlerinnen, darunter der Dirigent Rafael Schächter (1905–1945), der Bühnenbildner und Architekt František Zelenka (1904–1944) und auch Hans Krása teilnahmen. Den Erinnerungen des Sohns des Waisenhausdirektors und Lehrers Rudolf Freudenfeld, nach dem Krieg Rudolf Franěk (1921–1983), nach, kam zur Sprache, dass Krása eine Kinderoper komponiert hatte. Rafael (Rafík) Schächter schlug vor, die Oper mit den Waisenkindern aufzuführen und begann unterstützt von Rudolf Freudenfeld mit den Proben. Im November 1941 setzte die Deportation der tschechischen Juden in das KZ Theresienstadt ein. Rafael Schächter kam mit einem der ersten Transporte an (Transport H, Nr. 128, 30. November 1941)[2], Hans Krása im August 1942 (Transport Ba, Nr. 67, 10. August 1942)[3]. Auch alle Kinder wurden nach und nach ins KZ Theresienstadt deportiert; aus dem Waisenhaus wurde ein Lazarett für Alte und Transportunfähige. Als die letzte Prager Schule für jüdische Kinder in der Jáchymova Straße im Juli 1942 geschlossen wurde, beschäftigte man die älteren Kinder in verschiedenen Einrichtungen der jüdischen Kultusgemeinde und Rudolf Freudenfeld begann in der für Sport nun geschlossenen Sportstätte Hagibor mit neuen Proben. František Zelenka führte Regie und gestaltete einfache Kulissen mit Bildern der einzelnen Figuren und Öffnungen für den Kopf. An Instrumenten hatte man nur noch Klavier, Geige und Schlagzeug zur Verfügung. Die Bühne wurde im ehemaligen Speisesaal des Waisenhauses aufgebaut, denn das Gebäude blieb eine kulturelle Stätte, wenn auch alle Lese- und Theaterabende und sonstige Veranstaltungen nur im Geheimen stattfinden konnten und die Besucher oft über Nacht im Haus bleiben mussten. Im Speisesaal konnten maximal 150 Personen platziert werden, die, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, nach und nach kommen und wieder gehen mussten. Es fanden nur zwei Vorstellungen statt, wahrscheinlich Ende 1942/Anfang 1943.[4][5][6]

Es war Rudolf Freudenfeld, der einen Klavierauszug des Brundibár ins KZ Theresienstadt brachte, wo er im Juli 1943 ankam (Transport De, Nr. 492, 5. Juli 1943).[7] Hans Krása schrieb die Partitur nach diesem Klavierauszug erneut nieder. Auch fast alle Beteiligten der Uraufführung waren inzwischen dorthin verschleppt worden. Hier wurde die Oper erneut einstudiert und erstmals am 23. September 1943 aufgeführt[8] – wieder mit Rudolf Freudenfeld (musikalische Leitung) und František Zelenka (Regie und Ausstattung). Das Bühnenbild bestand aus einem Bretterzaun, wie es das Poster von Zelenka für die Opernaufführungen in Theresienstadt zeigt. Die Choreographie stammte von Kamila Rosenbaumová.[8] Ein wichtiges Zeugnis über die Uraufführung, aber auch über die anderthalb Monate andauernden Proben und die Generalprobe liefert die Kritik von Rudolf Laub (1929–1944) (journalistisches Kürzel -ini-) in der Theaterrubrik von Vedem![9][10], einer literarischen Jugendzeitschrift, die in den Jahren 1942–1944 von einer im Theresienstädter Block L417 lebenden Burschengruppe im Alter zwischen 13 und 15 Jahren geschrieben, illustriert und herausgegeben wurde. Die Oper wurde 55 Mal gespielt und gab den teilnehmenden Kindern ein Stück Normalität und Lebensfreude. Das Ensemble bestand aus zehn Solisten und Solistinnen, die stets die gleichen blieben. Die vierzig Choristen und Choristinnen mussten häufig neu besetzt werden, da viele der Darsteller in Vernichtungslager deportiert wurden. Die Wienerin Greta Klingsberg spielte die Hauptrolle der Aninka und konnte so überleben.[11] Ela Stein-Weissberger spielte in allen Aufführungen die Rolle der Katze. Darsteller des Pepíček war Emanuel Mühlstein (1929–1944), der spätere Schauspieler Zdeněk Ornest (1929–1990) spielte in beinahe allen Vorstellungen den Hund Azor; die Rolle des Brundibár hatte Hanuš Treichlinger (1929 –1944).[12]

Der Propagandafilm Theresienstadt verwendete einen Ausschnitt aus der Oper, um zweifelnden Leuten vorzutäuschen, wie normal und glücklich die Deportierten lebten. Hans Krása und fast alle Ausführenden wurden kurz darauf in Auschwitz ermordet. Für die Dreharbeiten wurde das Bühnenbild, das aus einem einfachen Bretterzaun bestand, auf Befehl der Ghettoleitung mit Kulissen einer Stadt ergänzt, die František Zelenka und Gehilfen in nur einer Nacht schufen.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Brundib%C3%A1r

BRUNDIBÁR | Kinderoper von Hans Krása
– Theresienstädter Fassung –

SA 14. September 2024 | 17:00 | Ekhof-Theater Gotha
FR 20. September 2024 | 11:00 | Ekhof-Theater Gotha

Musikalische Leitung: Natalia Strathmann-Alencova
Regie: Esther Jurkiewicz
Künstlerische Begleitung Bühne & Kostüme: Nora Lau
Dramaturgie: Moritz von Schurer
Chor: Kinderchor der Eisenacher Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Wartburgkreis
Es spielen die Musikschüler der Eisenacher Musikschule „Johann Sebastian Bach“ Wartburgkreis und die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach

Tickets gibt es HIER.